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Teutoburg verstehen....

 

Kleine Anekdoten am Rande der Straße

 

Jenseits der Schamgrenze

Vorweg: Dieser Bericht aus dem Innenleben des RVT ist nichts für Schöngeister. Es geht nämlich um ein allzu menschliches Bedürfnis, dass uns Radsportler alle paar Stunden heimsucht. Wer also schon beim Gedanken an eine Bahnhofstoilette den Appetit verliert, sollte die folgenden Zeilen besser überspringen.

Im Normalfall ruft bei unseren Ausfahrten irgendjemand nach spätestens anderthalb Stunden. P….pause. Dann halten die Teutoburger an, meist an irgendeiner Baumreihe und gehen ihren Bedürfnissen nach. Die eine oder andere Geschichte rangt sich schon um dieses Ereignis. So soll sich vor langer Zeit Folgendes zugetragen haben: Einer unserer Altvorderen – damals noch voll im Saft stehend (Achtung, doppeldeutig) – muss während der Trainingsausfahrt mal. „Fahrt weiter, ich komme gleich nach“, so teilt der Notdürftige dem Team sein Vorhaben mit. Normalerweise rollt die Gruppe dann weiter und der nun Erleichterte gönnt sich das Vergnügen, die nächsten 5 km an der Kotzgrenze hinter dem Trupp herzujagen. Diesmal beschließt die Gruppe allerdings, hinter der nächsten Scheune zu warten, bis der Nachzügler an ihr vorbeischießt. Alsdann reiht man sich in Blickreichweite hinter ihm ein und beobachtet die nächsten 20 km höchst amüsiert aus einem gut funktionierenden belgischen Kreisel heraus, wie sich jemand da vorne das Licht ausbläst. Erst als der Arme endlich auf Schrittgeschwindigkeit herunterfällt, schließt man auf. Anerkennendes Schulterklopfen beendet den kleinen Streich unter Männern. P...pause a la Teutoburg.

Ein andermal hält das Trainingskollektiv in einem Wäldchen. Ordentlich aufgereiht geht ein jeder diskret seinen Geschäften nach. Der Autor dieser Zeile findet seinen Platz neben einem Neuzugang. Nach zwei Minuten besteigt ein jeder wieder sein Rad und rollt los. Nein, nicht jeder. Der Rookie steht noch abseits. Leises Grummeln und Fluchen ist zu vernehmen. Nach vier Minuten – die RVT Gruppe hat mittlerweile bestimmt schon 2 km Vorsprung, fragt der Autor mal vorsichtig an, ob der immer noch immer vor sich hinfluchende junge Mann weiß, wo er ist und wie er nach Hause kommt. Beides verneint dieser. Jetzt befindet sich der Autor in einem schweren Gewissenskonflikt: kümmert er sich fortan um die hilflose Person oder wahrt er die letzte Chance, doch noch zur Trainingsgruppe aufzuschließen. Just in diesem Moment richtet der junge Rennfahrer seine Kleidung und besteigt sein Rad, obwohl noch immer kein Grashalm benetzt wurde. Eilig startet der Autor die Verfolgungsjagd, muss aber nach 500m feststellen, dass der Neuzugang in einigem Abstand winkend hinterherfährt.  An diesem Tag siegt die Nächstenliebe.

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Anlass, sich diesem Thema zuzuwenden. In den vorangegangenen Episoden wurde klar, dass der Teutoburger sich im Falle eines Falles diskret zurückzieht. Vor den Blicken anderer, an irgendwelchen Hausmauern oder öffentlichen Orten erleichtert man sich nicht. Pfui! Niemals!  Außer natürlich es ist absolut notwendig, zum Beispiel weil die komplette Spitzengruppe der 110er RTF um die Spargelstange 15 km vor dem Ziel an einem Vorgarten anhält. Wer weiß, welche Leiden bis dahin für die Position in der Spitzengruppe erbracht wurden, der wird verstehen, dass man es nicht riskieren kann, irgendwann allein weiter zu fahren, nur weil man den richtigen Zeitpunkt verpasst hat. Logisch.

Aber wie gesagt… eigentlich sucht man einen diskreten Ort auf. Jüngst, an einem kalten Februartag mit sehr strammem Ostwind ereilte den Autor das Bedürfnis in der baumlosen Weite rund um Harsewinkel.  Nach und nach steigt der Druck. Endlich taucht die ersehnte Deckung auf: Ein kleines Wäldchen am Streckenrand. Der Teutoburger hält an und beginnt mit der Prozedur. Doch dann, eine Schrecksekunde: der starke Wind drückt das Stoffwechselendprodukt bedrohlich nah ans Hosenbein. Wie eklig ist das denn. Nur durch eine geschickte Halbdrehung können alle Körper- und Kleidungsteile aus der Gefahrenzone gebracht werden. Nun steht der arme Teutoburger unmittelbar am Straßenrand. Eine kleine Pfütze bildet sich auf dem Asphalt und ein Stoßgebet geht zum Himmel. „Hoffentlich kommt jetzt niemand…“.

Dem puren Zufall ist zu verdanken, dass diese Aktion noch diesseits der Schamgrenze abgeschlossen werden konnte.

 

Die polnische Meisterschaft

Aktuell bestimmt ein weit entferntes Ereignis den Trainingsalltag der RV Teutoburg Brackwede: die polnische Meisterschaft. „Wie das?“,  fragt sich der interessierte Laie. Wollen die ostwestfälischen Traditionsrennfahrer neues Terrain erkunden? Braucht es internationale Großsportereignisse, um den tristen Trainingsalltag zwischen Steinhagen Greffen und Panzerstraße aufzupeppen? So ist es natürlich nicht. Eigentlich trägt nur ein Vereinsmitglied Schuld daran, dass die bloße Erwähnung der Landesmeisterschaft unseres östlichen Nachbarn für erhöhte Pulswerte und Angstschweiß auf der Stirn sorgt. Kenner der Szene wissen, von wem hier gesprochen wird.

Üblicherweise rollt man sich auf der Wochenendrunde zunächst locker ein. Nach einigen Kilometern pegelt sich das Tempo bei 32 km/h in Doppelreihe ein. Ein Schwätzchen mit dem Nachbarn, 3 km Führung, 80 km Gesamtfahrstrecke. Es könnte so schön sein… Derzeit aber steigert sich spätestens nach der dritten Führung das Tempo Kilometer um Kilometer. 34, 38, 42, … 46. Hier bleibt die Anzeige dann für die nächsten 10 Minuten hängen. Jeder weiß, wer gerade Führung fährt. Jeder beißt die Zähne zusammen, steckt den Kopf ganz tief in den Lenker und hofft, dass kein Loch aufgeht. Jeder wartet mit heraushängender Zunge sehnlichst darauf, dass sich endlich Erschöpfung bei dem Tempobolzer da vorne einstellen möge. Nach 5 Kilometern ist endlich Schluss. Tatsächlich lässt sich der Hauptverantwortliche leicht außer Atem in die Gruppe zurückfallen. Mit verschmitztem Lächeln, Achselzucken und mit unverkennbarem Akzent hören wir die Begründung für die hemmungslose Raserei: "Was soll ich machen? In fünf Wochen ist polnische Meisterschaft." „Ja nee, is klar.“, würde man gerne mit Atze Schröder antworten – wenn man könnte.

 

 

Teutoburg verstehen oder: Teutoburg nicht verstehen

Wertewandel? Paradigmenwechsel? Die Zeichen stehen auf Veränderung im RV Teutoburg Brackwede. Was ist geschehen?

Seit Jahrzehnten bedeutete der wöchentliche Trainingstreff beim RVT: ein knappes Dutzend Rennfahrer ballern mit 32er Schnitt zwei bis drei Stunden durch Ostwestfalen. Es gibt Auswahl zwischen fünf Trainingsrunden. Allesamt gut bekannt, bewährt und im Wesentlichen seit 1891 unverändert. Reicht doch. Hin und wieder mal ein Wort zum Trainingspartner…mehr braucht es nicht zum Glück auf dem Rennrad.

Seit einiger Zeit aber bröckelt es an Zuspruch zu diesem eigentlich doch mit den perfekten Zutaten angerührten Trainingsmenü. Immer weniger Teilnehmer, immer mehr Alternativaktivitäten. Angebote mit „Eventcharakter“ scheinen auch den Teutoburger zunehmend anzuziehen. Aktuelle Beispiele? CTF in Gütersloh: 11 Teilnehmer, Wappenwegrundfahrt: 14 Teilnehmer. Was ist da los?

Und nun das: Eine eigentlich ganz normale Sonntagsausfahrt wird um 30 km verlängert, um eine Einkehr mit Kaffee und Kuchen angereichert und erhält den klangvollen Namen „Saisonabschlussfahrt“ – und schon ist die Hütte voll! Nicht weniger als 11 Teilnehmern und Teilnehmerinnen fanden sich am Sonntag ein, darunter zur Freude aller unsere Weltmeisterin, Europameisterin und Olympiasiegerin Mieke Kröger. Es war dann aber auch besonders schön!

 

Wenn ich so daran denke kann ich´s eigentlich kaum erwarten…

Altern. Das andere schlimme Thema im Sport. Wir haben austrainierte Männer in der Blüte ihrer Jahre gesehen, die das Ende der aktiven Laufbahn ankündigen. Turner, Schwimmer, Fußballer, Läufer, Tennisspieler – alle ereilt das gleiche Schicksal, kaum dass sich der 30ste Geburtstag nähert. Ihren Leistungszenith haben sie längst überschritten, sind nur noch Schatten ihrer selbst. Auf dem Abstellgleis gelandet, nicht selten mit einem großen Haufen gesundheitlicher Probleme, die den Rest ihrer Existenz zu einer schmerzhaften Angelegenheit voller Einschränkungen machen werden. Ein Trauerspiel.

 

Nein, das ist nicht das Ende aller Sportler! Wer nun reflexhaft an Golf denkt, liegt falsch. Wir wollen schon beim Thema Sport bleiben. Richtig, es sind die Rennradfahrer, die das Gesetz des Alterns außer Kraft setzen! Dies belegt einmal mehr das Beispiel des Robert Marchand. Der rüstige Franzose tritt dieser Tage zum Stundenweltrekord in seiner Altersklasse an und peilt einen 25er Schnitt an. Marchand ist 104 Jahre alt!

Ebenso fiebert die rüstige Seniorenriege des RVT jedem neuen Lebensjahr entgegen, bedeutet es doch einen weiteren heiß ersehnten Schritt des Aufstiegs in der Masterklasse. Sen2, Sen3, Sen4…das klingt wie Musik in den Ohren. Mit jedem Aufstieg ergeben sich neue Perspektiven auf Ehrungen, Preisgelder, Ranglistenpunkte und TOP Platzierungen. Versüßt wird der Karriereschub zudem mit dem besseren Faktor in der vereinsinternen Wintercupwertung. Das Leben ist schön und wird immer schöner. Kein Teutoburger, dem die eingangs zitierten Worte aus einem Song von Peter Fox nicht aus der Seele gesprochen wären.

Robert Marchand fährt übrigens Sen8. Ich freue mich auf die nächsten 50 Jahre als aktiver Radsportler!


 

Knalleffekt

Bei manchen Geschichten dauert es etwas länger, bis sie ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Dies ist so eine.

Gehen wir ein paar Monate zurück. Wir erleben einen jener wundervollen Frühlingstage in Holland, an denen es tagsüber mild und sonnig ist, abends und nachts aber noch empfindlich kühl werden kann. Es ist die Zeit, in der der Teutoburger unruhig mit den Hufen kratzt, wenn er durchs Fenster blickt und nichts schöner ist, als durch den Sonnenschein zu radeln. So kehrt denn unser Teutoburger gleich am ersten Urlaubstag nach 80 km glücklich ins angemietete Ferienhaus zurück und verstaut seinen Renner im Schlafzimmer neben dem Ehebett.

Beim Zubettgehen erblickt die Ehefrau das edle Teil an Wand und Heizung gelehnt. Es entspinnt sich ein kurzer Dialog so zwischen Hast du sie noch alle? und Wir haben hier ja keine Garage, Liebling! Kurzum, das bessere Argument siegt und der Teutoburger schlummert glücklich neben seinen beiden Liebsten ein.

Die Nacht wird angenehm kühl, gegen Morgen springt die Heizung an. Etwa um sechs in der Früh wird das traute Eheglück durch einen ohrenbetäubenden Knall jäh beendet. Der treue Grand Prix 4000 – schon vordem mit gut 8 bar aufgepumpt - erweist sich im direkten Kontakt mit dem Heizkörper als der schwächere Partner und entlässt die sich ausdehnende Luft schlagartig unter Bersten ins Schlafzimmer. Nachdem man sich von dem Schock* erholt hat beginnt der zweite Urlaubstag mit einem kurzen, klärenden Gespräch unter den Eheleuten...

 

*Wir wollen hier kurz das Schockerlebnis aufarbeiten: Die Ehefrau führt es auf die geschätzten 160 Dezibel des morgendlichen Weckrufs zurück, der Teutoburger auf die schlagartig einsetzende Erkenntnis, dass kein Ersatzreifen mitgeführt wurde.

 

Shimano PD 8710 watercooled

Wir erinnern uns: Ende der 70er Jahre entwickelten Firmen wie Kreidler, Sachs, Zündapp die legendären Kleinkrafträder der Schnapsglasklasse: die Maschinchen glänzten mit Literleistungen, die sich seinerzeit mit Rennwagen vergleichen ließen. Das Problem: Es mangelte den Motoren an Standfestigkeit. Dank deutscher Ingenieurskunst wurde diesem Problem wenig später mit einer Wasserkühlung abgeholfen. Es entstanden Motorräder, die die Straße zur Rennstrecken machten, genau das richtige für die Jungs mit Renngenen auf dem Y-Chromosom. Und schon sind wir beim RV-Teutoburg Brackwede:

Nach nur 22 Jahren im Gebrauch offenbart das Systempedal von Stefan G. gravierende Schwächen in Sachen Standfestigkeit. Da Stefan G. sein Material bekanntermaßen regelmäßig an dessen Leistungsgrenze bewegt, hat sich auf der Trittfläche nun eine kleine Mulde gebildet. Der Schaden fällt durch vernehmbares Knarzen auf. Hätten doch die japanischen Konstrukteure seinerzeit ein wenig mehr auf Qualität geachtet. Aber nach dem Vorbild der deutschen Ingenieure der eingangs erwähnten Krafträder erfindet der Teutoburger das Systempedal nun praktisch neu in einer wassergekühlten Version!

Während einer Testfahrt demonstrierte der findige Teutoburger eindrucksvoll, dass dem Qualitätsmangel durch regelmäßiges Eintauchen der Pedalplatte in eine Pfütze abzuhelfen ist.

Im weiteren Verlauf der Erprobungsphase verfeinerte Stefan die Konstruktion, indem er mittels einer gewöhnlichen Trinkflasche sogar während der Fahrt einen Wasserfilm an der Schwachstelle des Pedals aufbrachte. Die Versuchsreihe zeigte außerdem, dass sich die Wirkung durch Beimengung von 50% Apfelsaft nicht verringert. Dank der genialen Erfindung kann das Systempedal nun viele Jahre weiter seinen Dienst tun, bis sich die ersten Kugeln durch den Pedalkörper arbeiten – aber wer weiß schon, was den Technikern des RV-Teutoburg Brackwede dann einfällt....

 


 

Loch an Loch und hält doch nicht

 

Keine Frage – Radsport ist teuer. Zunächst ist da der sündteure Kuota Kultrenner aus Carbon („Mein Rad...“), Aber auch der vom Training ausgemergelte Leib möchte gerne mit dem Nötigsten verwöhnt werden. Deshalb steht ein schmucker Zweisitzer der deutschen Nobelmarke mit dem Stern vor der Garage („Mein Auto...“), ferner wird die Kreuzfahrt vor Norwegens Fjorden gebucht (Meine Yacht...).... man gönnt sich ja sonst nichts.

Das alles will ja auch irgendwie bezahlt werden. Bei einer Reifenpanne kurz hinter Espeln „lüftete“ ein bekannter Teutoburger nun das Geheimnis um sein Finanzierungskonzept:. Seit geschätzten 10 Jahren wurde kein neuer Schlauch mehr gekauft. Nicht weniger als fünf Flicken konnten auf einer knappen Daumenspanne Rennschlauch gezählt werden. Guckst du hier!

 

Die Summe der eingesparten Beträge lässt sich unschwer selber ausrechnen. Holla die Waldfee!

Der fragliche Rennschlauch war als Ersatz für den Pannenfall mitgenommen worden. Auch hier erwies sich aber die alte Börsenweisheit als zutreffend: Hohe Renditen nur mit hohem Risiko. Leider war der fünfte Flicken nicht mehr ganz die gewünscht innige Verbindung zum Gummi eingegangen und zeigte deutliche Ablösungstendenzen. Als Schlauch war der Flickenträger komplett unbrauchbar.

Zwar sollte derart hemmungslose Profitgier eigentlich bestraft werden. Aber natürlich hilft man sich unter Teutoburgern. Sichtlich gerührt nahm der Pannenfahrer den von Mitfahrern angebotenen Reserveschlauch an. Nagelneu und in Originalverpackung vom Decathlon. Und nun heißt es nicht nur „Mein Rad, mein Auto meine Yacht...“ sondern auch „Mein neuer Schlauch....“

 


 

Neulich in Dissen

 

Sensationell: In einem Wohngebiet in Dissen hält eine komplette RV-Teutoburg Brackwede Trainingsgruppe an einer Rechts vor Links Kreuzung um einem von links (!) kommenden  PKW die Vorfahrt einzuräumen.

Auf dem Rest der Trainingsrunde wurde gefahren wie immer.


 

Ein Teutoburger auf Mallorca

Die bunte Pest

 

Um es vorweg zunehmen: Erstens: Mein Quartier MA 13 beim Teutoburger Jan Eric Schwarzer ist echt zum Wohlfühlen. Die Insel ist tatsächlich wunderschön.

Zweitens: Radfahren auf Mallorca ist KEIN Geheimtipp.

Gleichwohl oder gerade deswegen wird die ganze Insel von einer furchtbaren Plage heimgesucht, der sich der Teutoburger weder verschließen kann, noch will: Der bunten Pest!

Wirklich allerorten sieht man Betroffene. Zum Zeichen ihrer Infektion erhalten sie ein Trikot in allen Farbtönen, die die chinesische Bekleidungsindustrie hergibt. Zur Warnung prangt irgendwo ein großes weißes Kreuz auf rotem Grund nebst einem kleinen Schriftzug „Hürzeler bike reisen“ zur Warnung aller nichtinfizierten Radfahrer: Vorsicht, bunte Pest, völlig unkontrollierte Fahrweise – Abstand halten.

Nun wissen wir, warum es „bunt“ heißt – aber warum Pest? Erinnern wir uns: die Geißel der Menschheit suchte in mehreren Schüben große Teile Mitteleuropas heim, die armen Erkrankten starben von Beulen entstellt häufig einen qualvollen Tod verscharrt in anonymen Massengräbern.

Vergleichbar das Schicksal der bunten Pestopfer. Die Krankheit ist hochinfektiös, fast immer sind ganze Radfahrersippen betroffen. Bedauernswert entstellt sind etliche Opfer durch drei unförmige Beulen, die sich in den Rückentaschen bilden. Auf dem Rad liegt das Geschwulst hinter dem Po, im Stand zieht es das Trikot bis zur Kniekehle herab – ein schauerlicher Anblick. Ein zweites Geschwür bildet sich in aller Regel auf der Stirn und bildet die vordere Abschlusskante des Helms. In Fachkreisen spricht man vom „Schirmchen“.

Auf der ganzen Insel sind Quarantänestationen eingerichtet: Erkennbar an weißen Fahnen, auf rotem Grund das weiße Kreuz, Schriftzug „Hürzeler“. Hier wird Pestopfern Café, Eis oder Kuchen eingeflößt. Das kuriert zwar nicht die Ursache der Krankheit, lindert aber die Symptome. Nach der Therapie sind die Ärmsten häufig wieder in der Lage, weitere 20 km zurückzulegen.

An den Quarantänestationen sind meist lange Metallgerüste aufgebaut. Dort hängen die Infizierten ihre Carbonrenner ab. Dem Teutoburger widerfuhr dort unlängst Sonderbares. Sein treues Eisenschwein wartete inmitten der Hürzeler-Carbonarmada, als sich eine Rotte Infizierter näherte. „Bo ey, ein Alurahmen mit der Ultegra von 2004. Waaahnsinn!“ Aber die Begeisterung währte nur kurz, schnell wandte man sich wieder dem gemieteten Hightechrenner zu. Der Teutoburger legt seitdem bei jeder Pause seinen Helm mit der Öffnung nach oben neben das Eisenschwein. Dankenswerterweise werfen die Pestkranken meist Scheine hinein – Münzen fallen nämlich so blöd durch die Löcher. Warum das so ist und was der Teutoburger mit dem Geld macht? Später mehr dazu.

Nun natürlich die entscheidende Frage nach dem Krankheitsverlauf: Leider endet die Infektion mehrfach tödlich. An jedem namhaften Anstieg wird gestorben. Dutzend- , hundertfach und unter entsetzlichen Qualen. Puterroter Kopf, Herzrasen, Muskelkrämpfe. Und doch treibt der Aufseher (Guide genannt) seine Todgeweihten unerbittlich weiter, hin zur nächsten Quarantänestation oder zur abendlichen finalen Bestattung. Die findet meist in der Nähe der Inselhauptstadt Palma statt, in eilig errichteten Betonbettenburgen. Jede Nacht werden die Opfer der bunten Pest dem Vernehmen nach dort mit speziellen Ritualen („Abfeiern“) definitiv ins Jenseits befördert. Bis die Untoten am nächsten Morgen wieder ihre bunten Trikots überstreifen müssen. Welch entsetzliches Los, der Teutoburger wendet sich mit Grausen.

Es versteht sich, das der Teutoburger alles tun wird, damit er keinesfalls für bunt pestkrank gehalten wird. Ist er diesbezüglich mit dem treuen Eisenschwein an sich schon recht immunstark aufgestellt, so bietet MA 13 (wir erinnern uns: Inhaber ist selbst Teutoburger) weitere Prophylaxe an: Hinreißend schlichte, schwarze Radoutfits, perfekt im Sitz und sündteuer. Wer mag kann´s googeln: Skins Radbekleidung. So exklusiv hat der Teutoburger noch nie gesessen. Und nun weiß man auch, wozu der Helm vors Rad gelegt wird... Ein wenig schamlos nutzt der Teutoburger hier ein Symptom der Krankheit aus, dass noch erwähnt werden muss: Bunte Pestkranke verschleudern ihr Vermögen sinnlos in den Quarantänestationen , in den Grabanlagen und bei den Bestattungsritualen im Bierkönig.

Dabei hat das letzte Trikot drei Taschen und ein weißes Kreuz auf rotem Grund und am nächsten Tag steht der Tacho wieder auf Null!

 

PS:

Aus Gründen der Pietät gibt es noch keine Fotos. Aber darf man sich so ganz dem Elend der Welt verschließen? Die kommenden Tage werden es zeigen.

 

 



Zwischentöne

Nach der Saison ist vor der Saison - Dialog unter Teutoburgern, gehört im November 2011
Teutoburg:
"Und, wie oft auf´m Rad gewesen in den letzten Wochen?" - "Nie!" - "Ich war noch weniger."
Deutsch:
"Die Saisonvorbereitungen für 2012 laufen seit 1. Oktober auf Hochtouren."

 


Teutoburg verstehen

Schönheitsideal


Keine Frage – wir Teutoburger sind wahre Ästheten. Schon winzige Kleinigkeiten stören den Gesamteindruck empfindlich und werden daher radikal abgelehnt. Schirmchen am Helm, Ventilkappen, bunte Socken geht gar nicht.
Immer gibt es für die Ablehnung solcher Stilbrüche  natürlich sehr gute, sachlich stichhaltige Gründe. So existiert beispielsweise im richtigen Leben ein absolutes optisches no-go, das der Teutoburger diametral gegensätzlich bewertet: die Bräunungskante.
Während der Normalbürger bzw. die Normalbürgerin alles unternimmt, um solche Kanten an Arm, Bein und Rumpf tunlichst zu vermeiden, gelten sie dem Teutoburger als Kennzeichen wahrer Schönheit. Der sachliche Hintergrund: die Bräunungskante ist der untrügliche Indikator für Trainingskilometer. Jetzt, zum Saisonende hin, vergleicht man heimlich den Kontrast an den Bräunungkanten der Mitfahrer. Im Idealfall ist der Rumpf weiß, Arme, Beine, Nacken, Ohren und Antlitz dagegen tiefbraun bis schwarz.  Je schärfer die Kante, je deutlicher der Kontrast, desto respektvoller der Umgang mit dem vermeintlich besser trainierten Gegenüber.
In einer internen Abfrage wurde nun in einem kleinen Schönheitswettbewerb ein Sieger ermittelt. Während etliche Mitbewerber chancenlos ausschieden( „Heute haben wir kein Bild für dich“) darf der Sieger nun sein Konterfei auf unserer Homepage bewundern. Das Foto ist hier zu sehen: Klick


  

 

Teutoburg verstehen

Feste Nahrung

Die Trainingsausfahrten des RVT stehen im Ruf besonderer Härte. Zumindest einige der Mitfahrer kehren regelmäßig in einem Zustand heim, der die Aufnahme fester Nahrung erst einige Stunden nach der Reanimation wieder zulässt. Auf eindrucksvolle Weise werden diese Gerüchte nun mit schockierenden Fotos von der Schlussphase einer 80 km Runde bestätigt. Auf Einladung von Altmeister Waldi Futterleib mussten die Teilnehmer wenige Kilometer vor dem Tagesziel ihren Kalorien- und Blutzuckerspiegel am Straßenrand durch Zuführung eines extrem fett- und zuckerreichen gelartigen Nahrungskonzentrats ausgleichen, bevor an eine Weiterfahrt auch nur zu denken war. Bemerkenswert ist insbesondere, dass der Zuchtmeister Futterleib selbst hier Nachsicht zeigte, die Maßnahme von sich aus anregte und damit seinen Begleitern die kurze Verschnaufpause einräumte. Ob sich hier erste Anzeichen von Altersmilde ankündigen?

Ach ja, die Fotos:

  

Teutoburg verstehen

"Keinen Spaß haben"

Lukas ist in seinem Amt als Jugendwart rührig und erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen vorbildlich. In der Jugendabteilung ist "frischer Wind" aufgekommen. Regelmäßig treffen sich einge Jungs in abenteuerlichem Outfit zum Mountainbike fahren, mitten im Sommer. Eine erfreuliche Entwicklung, der Zeitgeist geht auch an RVT von 1891 nicht spurlos vorüber. Der altgediente Teutoburger fragt natürlich, ob irgendwann der Wechsel zum Rad fahren angedacht sei - so geschehen auf der letzten Monatsversammlung. Lukas schätzte die Lage so ein, dass die Jungs wohl keinen Spaß am Rennrad fahren hätten. 

Die verblüffte Reaktion der Anwesenden: Wie könne man wissen, was "keinen Spaß auf dem Rennrad" bedeute, bevor man mit Teutoburg unterwegs gewesen sei? Die diesjährige Zielankunft am Bielstein, das sei keinen Spaß auf dem Rennrad gewesen oder Brennenheide im Gewittersturm. Auch diverse Trainingsfahrten mit Vorti in der Führung seien zuletzt für einige Beteiligte kein Spaß gewesen oder das Frühjahrstraining bei 5 Grad im Nieselregen. Alles in allem seien es beste Voraussetzungen für den nachhaltig erfolgreichen Teutoburger, wenn er keinen Spaß auf dem Rennrad erwarte.

Also Jungs: Nächsten Samstag an der Brücke: Keinen Spaß haben! 

 


Teutoburg verstehen

Der Schwächste bestimmt das Tempo

Es gibt einige eherne Grundsätze, die den Trainingsbetrieb seit 1891 bestimmen, Dogmen gleichend in Stein gemeißelt. Als solches Gebot ist die eingangs genannte Maxime anzusehen, auch unausgesprochen jederzeit gültig.

Gerade zur Saisonvorbereitungszeit ist natürlich die offene Frage zu klären, wie gut jeder Einzelne aus dem Winter gekommen ist, ob sich vielleicht der ein oder andere Infekt noch nicht ganz aus den Knochen verabschiedet hat oder ob der Zahn der Zeit Bissspuren hinterlassen hat (bekanntlich zählt ab 50 jedes Jahr doppelt). Zur Beantwortung dieser Frage dienen die ersten 40 km im Gegenwind bis Greffen. Läuft alles glatt und geschmeidig - ok, heute ist niemand der Schwächste, d.h. wir rollen einträchtig plaudernd mit Rückenwind und moderatem Tempo nach Hause zurück. Wozu sich weh tun?

Fährt dagegen jemand Führung und lässt dabei das Tempo um 2 km/h sinken, wechselt nach kaum 500m wieder durch oder beteiligt dich gar nicht an der Führungsarbeit - Hurra, wir haben den Schwächsten gefunden! Auf der Rückfahrt wird dann ordentlich Tempo gebolzt. Der Schwächste, mit äußerster Mühe und grau im Gesicht Anschluss haltend, darf auf das Verständnis der Gruppe zählen, auf die Empathie der Mitfahrer und den Gemeinsinn der Sportskameraden. Schließlich ist Sport im Verein am schönsten.

Verständnis: Der Tempobolzer an dessen Hinterrad man es sich halbwegs eingerichtet hat,  öffnet galant den Weg nach vorne und muntert zu Führungsarbeit auf: "Los, damit du heute Abend in den Spiegel gucken kannst."

Empathie: Auf den letzten Metern den Passo Germanenstraße hoch erschallt ein Ruf aus dem Peloton, so laut, dass halb Brackwede mithört:: "Ey, ich hab heute echt Mitleid mit ..."(Name, der hier verschwiegen wird) 

Gemeinsinn: "...(Name, der hier verschwiegen wird), wir fahren nicht durch die Stadt nach Hause, sondern über die Bodelschwinghstraße!"

Der Schwächste bestimmt das Tempo! Von einem, der´s erlebt hat.

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